Montag, 20. Juni 2011

Mythos Lebensaufgabe

Es kommt mir häufiger unter, dass ich von Klienten höre, dass sie noch nicht ihre Lebensaufgabe gefunden hätten. Problematisch wird es dann, wenn diese Aussage als Ausrede benutzt wird, dass sie nicht zufrieden im Berufsleben stehen. Die Annahme, dass das Wissen um diese vermeintliche Lebensaufgabe der Schlüssel für ein zufriedenes Berufsleben sei, ist eine Sackgasse.

Denn der esoterisch geprägte Glaube an jene Lebensaufgabe führt auch bei dem "Finden" einer solchen nicht weiter, da sie so konkret formuliert sind, wie ein Horoskop in einer Tageszeitung; Du kannst alles hineininterpretieren, was Dir passt. Dabei ist es egal, was Du aus den beliebtesten Antworten nach Lebensaufgaben herausfischt, ob es "Liebe geben", "Heilen" oder "Potentiale entfalten" ist.

Ein Beispiel? Ok, nehmen wir diese beliebte Antwort: "Deine Lebensaufgabe ist es, ein Lehrer zu sein". Damit kannst Du Coach werden und Menschen dabei helfen, ihre Potentiale zu entwickeln. Damit kannst Du Baby-Schwimmkurse anbieten und den Kleinen ein neues Körpergefühl vermitteln. Damit kannst Du in der Bank arbeiten und Menschen beraten, ihr Geld gewinnbringend anzulegen.
Und wer sagt, dass die Lebensaufgabe mit dem Beruf zu tun haben muss? Als "Lehrer" kannst Du eine Familie gründen und Deinen Kindern alles lehren, was Du weißt. Du kannst in Deiner Freitzeit den Rosen im Garten von den Menschen erzählen oder als Selbstmord-Attentäter der Welt den wahren Glauben lehren.
Du siehst, worauf ich hinaus will; zu schwammig, um wirklich hilfreich zu sein.

Meines Erachtens ist die Lebensaufgabe primär: zu leben. Eine Lebensaufgabe gibt es nicht zu finden, es gilt sie zu er-finden! Welche Aufgabe möchtest Du denn für Dein Leben?

Wie heißt es so schön "Leben ist das, was passiert, während Du drauf wartest, dass es beginnt." oder angepasst "Leben ist das, was passiert, während Du Deine Lebensaufgabe suchst."
Erfülle Dein Leben jetzt, öffne Deine Sinne, lebe Deine Fähigkeiten, Deine Begabungen, versuche es so gut es geht an Deine Bedürfnisse anzupassen und das Beste daraus zu machen, Tag für Tag.
Dazu brauchst Du keine Aufgabe, das ist nur Ablenkung. Du brauchst dafür keinen Startschuß, denn der ist mit Deiner Geburt gefallen. Du hast bereits alles, was Du brauchst.

In der Retrospektive vermagst Du dann vielleicht ein Resumée zu ziehen, aus dem Du Deine Lebensaufgabe ableiten kannst; nachher, nicht vorher.
Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens. Worauf wartest Du?!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen